Medienqualität im Grimme-Institut

Teil 2: Medienqualität und der Weg dahin - wie kann man Qualität erkennen & nutzen?

Logo zur Artikelreihe "Medienqualität"

Kleine Vorrede:

Als wir den zweiten Teil unserer kleinen Reihe zur Medienqualität angekündigt haben, stellten wir uns einige Hinweise zu Projekten und Veranstaltungen des Grimme-Instituts vor, in denen es um Medienkompetenzvermittlung und Qualifizierungsfragen für Medienschaffende gehen sollte. Im Zuge unserer Recherche stießen wir allerdings auf einige Teilaspekte, die, besonders im Kontext von Medienproduktion, ebenfalls erhebliche Auswirkungen auf Medienqualität haben (können). Deshalb haben wir unser Spektrum kurzerhand um Themen wie den gesamtgesellschaftlichen Blick, Finanzierung oder den Einfluss von schwindendem Medienvertrauen erweitert.  
 

Kompetenz als Basis

Wenn man von Medienqualität spricht, dann geht es auch um Medienkompetenz und darum, diese auf rezipierender Seite zu erkennen und auf produzierender Seite zu nutzen. Die nötige Kompetenz ist ein unverzichtbarer Baustein für die Aufrecht­erhaltung von Qualität. Das Grimme-Institut hat sich daher in seinen verschiedenen Bereichen mit der Vermittlung unterschiedlicher Digitalkompetenzen auseinandergesetzt. 

 

Die Grimme-Akademie ...

… betreibt seit November 2021 das großangelegte Projekt DINA (Digitale Informations- und Nachrichtenkompetenz aktivieren). Während sich im digitalen Zeitalter neue Möglichkeiten und Ressourcen, sowohl produzierend als auch konsumierend zu agieren, ergeben, wird das sichere Filtern von vertrauenswürdigen Quellen im Netz immer häufiger zur Herausforderung. Hier setzt DINA an und will in Form von Lehr- und Lernmaterialien digitale Informations- und Nachrichtenkompetenz fördern sowie der Desinformation in digitalen Medien entgegenwirken.

… bietet aktuell (neben vielen weiteren) zwei konkrete Schulungen als berufsqualifizierendes Angebot für (angehende) Journalistinnen und Journalisten an, die unter anderem zur Medienkompetenzstärkung beitragen:

Beide Fortbildungen verstehen sich als Kompetenz- und Qualifizierungsseminare und vermitteln im Diskurs mit Expert*innen aus der Branche notwendige Grundlagen für das medienpraktische Handeln.

 

#meinfernsehen2021

Das Projekt #meinfernsehen2021, das wir gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung / bpb und dem Düsseldorfer Institut für Internet und Demokratie der Heinrich-Heine-Universität durchgeführt haben, setzte einen anderen Schwerpunkt und ging der übergeordneten Frage nach, wie die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Fernsehens aussehen soll und was sich Zuschauerinnen und Zuschauer von dem Medium wünschen. Hierzu bezog es die Öffentlichkeit in den Diskurs über die aktuellen Gegebenheiten und zukünftigen Ausgestaltungen des Mediensystems öffentlich-rechtlicher Rundfunk über eine digitale Partizipationsplattform mit ein. Durch den dialogischen Charakter wurden sowohl Argumente, Vorschläge und Wünsche der Zuschauenden sichtbar gemacht als auch deutlich, dass bei einigen Teilnehmenden wesentliche Lücken hinsichtlich öffentlich-rechtlicher Strukturen und Funktionsweisen bestehen. Hier muss mit Blick auf die Medienkompetenzvermittlung noch Arbeit geleistet werden, sei es durch transparente Einblicke in die Arbeit von Gremien oder Angebote des öffentlich-rechtlichen Mediensystems.

 

Grimme-Forschung …

… beschäftigt sich schon seit 2014 mit dem Themenschwerpunkt „Big Data Literacy“, also dem allgemeinen (kritischen) Bewusstsein und dem Verständnis davon, wie Daten gesammelt und verwendet werden und welche Auswirkungen und Risiken langfristig mit ebendieser „Datifizierung“ einhergehen. Eine Übersicht über die Forschung des Grimme-Instituts zu Bildung und Big Data fasst verschiedene Punkte zusammen. Das internationale Netzwerk „Critical Big Data and Algorithmic Literacy Network (CBDALN)“, welches auch vom CAIS und vom Grimme-Forschungskolleg unterstützt wird, befüllt regelmäßig eine Datenbank mit Lehr- und Lernmaterialien zu „Big Data Literacy“. Die angebotenen Tools und Ressourcen dienen der Vermittlung von grundlegendem Big-Data-Wissen.

Auch auf Veranstaltungen und in Kooperation mit anderen Institutionen wurde die Thematik „Big Data Literacy“ großflächig behandelt. Eine Auswahl:

  • Beim Tag der Medienkompetenz 2020 beschäftigten sich Expert(inn)en verschiedener Disziplinen mit der Medienkompetenz der Zukunft aus wissenschaftlicher Perspektive
  • Bei der vierten „Leitkonferenz für zeitgemäße, digitale Bildung“ des Forums Bildung Digitalisierung 2019 war Grimme Forschung mit einer Keynote zum Thema „kritische Medienbildung in Zeiten von Big Data und KI“ beteiligt.
  • 2018 organisierte das BMBF-Verbundprojekt ABIDA (Assessing Big Data) einen Expert(inn)en-Workshop zum Thema „Bildung und Big Data“. Der Workshop baute unter anderem auf dem Gutachten (PDF) „Bildung für und über Big Data“, welches von Grimme Forschung erstellt wurde, auf. 
  • Die Bundeszentrale für politische Bildung/  bpb und die Kultusministerkonferenz (KMK) veranstalteten 2017 eine interdisziplinäre Fachtagung zur „Digitalen Welt als Thema in Schule und Unterricht“ in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund in Berlin. Grimme Forschung war zum Thema „Big Data als Zeitenwende in Gesellschaft, Wissenschaft und Politik und als Herausforderung für die Pädagogik“ mit einer Keynote vertreten. 

     

Publikationen der Grimme Forschung

Neben der Auseinandersetzung mit Medienkompetenz in Schulungen, Veranstaltungen und Projekten sind aus den Jahren der Forschung auch Aufsätze und Beiträge in Publikation entstanden. Die „Schriftenreihe Medienkompetenz des Landes NRW“ (2005-2012) verdeutlichte bereits im Titel den inhaltlichen Schwerpunkt.  Im Folgenden soll ein Überblick über die Veröffentlichungen zum Thema Medienkompetenz und -qualifizierung (insbesondere mit Blick auf „Big Data Literacy“ aus Perspektive der Grimme Forschung) gegeben werden.

Medienqualität & Medienschaffende

Qualität (und ihr Gegenteil) in den Medien sollte man erkennen können; sie sollte jedoch auch angeboten werden. Qualitätsjournalismus spielt eine wesentliche Rolle nicht nur zur Information, sondern auch als Grundlage zur Meinungsbildung und so zu einer Gesellschaft, in der die Kommunikation auf Fakten und belastbaren Hintergründen basiert.

 

Qualitätsjournalismus

Einige der Weiterbildungsinhalte der Grimme-Akademie wurden oben bereits genannt. Das gesamte Programm ist immer aktuell auf den Seiten der Akademie zu finden. Qualitätsjournalismus steht dabei im Mittelpunkt, sei es durch Schwerpunkte wie Medienrecht oder Medienethik oder vieles andere mehr. 

Zu einem qualitativ hochwertigen Journalismus zählt aber auch der angemessene Umgang mit gesellschaftlich komplexen oder schwierigen Themen. 

 

Medienethik, Vielfalt & der Umgang mit Populismus

Die journalistische Verantwortung in der Berichterstattung über Rechtspopulismus war Thema in der Gesprächsreihe „Rechtspopulismus & die Verantwortung der Medien“. In einem Panel (Mitschnitt im YouTube-Kanal Grimme TV) sprachen Dr. Iva Krtalic / WDR-Beauftragte für Integration und interkulturelle Vielfalt, Konstantina Vassiliou-Enz / Geschäftsführerin der Neuen Deutschen Medienmacher und Alexander Völkel / Redakteur Nordstadtblogger über die notwendige Abbildung der gesamten Gesellschaft in den Medien und plädierten für stärkere Anstrengungen, Diversität als eins der Grundprinzipien von Medienqualität zu integrieren.

Und aus wissenschaftlicher Perspektive (Mitschnitt im YouTube-Kanal Grimme TV) redeten Prof. Dr. Beate Küpper / Hochschule Niederrhein, Prof. Dr. Stephan Packard / Universität zu Köln und Prof. Dr. Marlis Prinzing / Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation unter anderem über die Wichtigkeit einer journalistischen Ausbildung, die Medienethik einen größeren Raum gibt, und über journalistische Arbeit, die adäquat mit populistischen Themensetzungen umgeht. (Die gesamte Gesprächsreihe findet sich im Dossier „Rechtspopulismus & die Verantwortung der Medien“ im Grimme Lab.)  

 

Im Kontext Fernsehen ...

... insbesondere im Hinblick auf die öffentlich-rechtlichen Sender, ist das Interesse an Hintergrundinformationen, Analysen, Hilfen zur Einordnung sehr groß. Im oben bereits erwähnten Projekt „#meinfernsehen2021“ äußerten sehr viele der an der Online-Debatte Beteiligten den Wunsch nach mehr und längeren Dokumentationen zu angemesseneren (sprich: früheren) Sendeterminen. Die Ergebnisse der Beteiligungsplattform können als Zusammenfassung nachgelesen werden. Und ein Mitschnitt der Panels, in denen diese Erkenntnisse diskutiert wurden, findet sich bei Grimme TV (YouTube).

Dokumentationen als Bestandteil von Qualitätsfernsehen waren und sind auch recht oft Gegenstand der Veranstaltungsreihe „Grimme trifft …“. Hier gab es in den vergangenen Jahren allein fünf Diskussionsrunden, in denen Medienexpert(inn)en und -produzent(inn)en explizit über die Rolle und Relevanz von Dokumentationen sprachen. Dies waren:   

Die Veranstaltungsreihe „Vom Wert der Unterhaltung“ griff in einem der Werkstattgespräche die Forderung nach Diversität auf. Unter dem Titel „Unterhaltung ist Vielfalt“ ging es hierum:

„Das Thema Diversität wurde in den letzten Jahren immer häufiger und intensiver zum Gegenstand gesellschaftlicher Diskussionen und Fragestellungen. Auch von den Medien – und insbesondere den öffentlich-rechtlichen Anbietern – wird erwartet, sich mit Diversität und ausdrücklich der Repräsentation und Darstellung dieser in ihren Programmen und Formaten auseinanderzusetzen. Doch wie kann das das gelingen? Was können Verantwortliche tun, um in unterhaltenden Fernsehformaten der Abbildung unserer diversen Gesellschaft gerecht zu werden?“ (aus der Projektbeschreibung

Zusammenfassungen aller Werkstattgespräche sowie Mitschnitte von zwei Werkstattgesprächen (YouTube) stehen zur Verfügung.

 

Beim Social Community Day (seit 2021 GOA talks)

… ging es in vielen Paneldiskussionen und Workshops um – oft sehr unterschiedliche – Aspekte der Rolle, Nutzung und Produktion von Medienqualität.

  • Bei „Freiheit für das Internet!“ (2014) ging es um Schutz und Grenzen der Freiheit, aber auch um Medienethik als Bestandteil von digitaler Berichterstattung.
  • In den Diskussionen bei „Jeder. Alles. Immer. Überall. Instant Publishing in der Digitalen Gesellschaft“ (2015) wurden neben den Chancen neuer Veröffentlichungsformen auch Fragen der Qualität und Ethik berührt.
  • Soziales Engagement mit sozialen Medien“ (2016) enthielt Gespräche darüber, wie unverzichtbar Information als Basis für gesellschaftliches Engagement ist. Die Nutzung von Twitter und Podcasts als Medien für den Transport von aufbereiteter Information sowie die Visualisierung von Daten und das Verifizieren von Bewegtbild spielten eine Rolle in den Workshops.
  • In den Social Community Days von 2017 und 2018 ging es dann um ein möglichst vielfältiges Bild auf das Leben in der Gesellschaft, um damit zum Ausdruck zu bringen, dass Medienqualität viel mit „the big picture“ zu tun hat. Unter den Titeln „Demokratie! Wissen, Handeln, Vielfalt“ (2017) und „Neue Heimat Internet“ (2018) ging es vor allem Vielfalt und Teilhabe; betont wurde aber auch, dass der Wegfall von Perspektiven dem Gesamtbild auf Gesellschaft schadet.
  • Bei „Wahrheit. Ohne Alternative“ (2019) ging es unter anderem um „alternative Fakten“ und „gefühlte Wahrheiten“, die den gesellschaftlichen Diskurs beschädigen, sowie um Werte & Prinzipien, Methoden & Formate, die dem entgegengesetzt werden sollten. Und bei „Nach dem Rechten schauen“ (2020) schließlich debattierten die Referierenden etwa über „Mit Fakten gegen Rechts“ oder „Vielfalt in Redaktionen und Themen“.  

     

Die übergeordnete Ebene

Eine andere Perspektive nahm das Forschungsprojekt „Fragmentierte Öffentlichkeit“ ein. Orientiert (unter anderem) an den Fragen:

„Wie sind Demokratie und Rechtsstaat in einer postdigitalen Gesellschaft möglich - in der Information, Kommunikation und persönliche Entfaltungswege starken Veränderungen unterliegen, ehemals bedeutsame mediale Vermittler*innen an Wichtigkeit verlieren und staatliche Akteur*innen sowie global operierende Wirtschaftsunternehmen gleichermaßen kommunikative Interessen bedienen und verfolgen?“ (Projektbeschreibung),

griffen insgesamt neun Workshops und Podien Teilaspekte auf. Im Workshop „Modelle fragmentierter Öffentlichkeit“ etwa ging es um Fragen wie:

„Schwindet die Bindungskraft der alten, klassisch massenmedialen Öffentlichkeit - und mit ihr das Vertrauen in Medien, Politik und weitere Institutionen? Lassen sich wechselseitige Vorwürfe wie Fake News und Verschwörungstheorien und das Aufkommen neuer Populismen im Kontext dieser Fragmentierung kritisch verstehen?“ (Workshopbeschreibung)

Im Überblick über die gesamte Reihe sind auch die weiteren thematischen Schwerpunkte nachzulesen.

 

Grimme Online Award

Interessant sind im Kontext Medienqualität / Qualitätsjournalismus auch (immer wieder) neu entstehende Formen der medialen Umsetzung. 

In der „grimme“, die alljährlich zum Grimme Online Award veröffentlicht wird, geht es traditionell ebenfalls um Betrachtungen der Medienlandschaft, etwa um die „Glaubwürdigkeitskrise der Medien“ oder um „Freiheit und Internet, wobei das Thema „Qualität“, sei es explizit oder nur im Hintergrund, immer mitschwingt. 

 

(Medien-)Qualität hat übrigens auch ihren Preis.

Auch Journalistinnen und Journalisten ist es nicht zuzumuten, ihre Werke ohne Vergütung online zu stellen. Eine weitere Ausgabe der „grimme“ widmete sich in Gänze diesem Thema, unter dem Titel: Wie lässt sich demokratierelevanter Journalismus im Netz finanzieren? Im gleichen Jahr und auch bereits im Vorjahr wurden zwei Journalismus-Projekte ausgezeichnet, die neue Formen des Zusammenschlusses (und so auch der Finanzierung) erprobten, die „Krautreporter“ und die „Riffreporter.
 

Und schließlich: Im vom Grimme-Forschungskolleg geförderten Projekt “Demokratierelevanter digitaler Journalismus” fand 2018 ein Symposium zum Thema „Erfolgreicher digitaler Journalismus“ statt, bei dem Finanzierungsfragen ebenfalls diskutiert wurden. Die einzelnen Programmpunkte, bei denen es auch um weitere Erfolgsbedingungen ging, sind beim quergewebt-Blog zusammengefasst. Im Blog befindet sich darüber hinaus ein Überblick über die Einreichungen zum Grimme Online Award 2018, die Geld“ im Journalismus auf die eine oder andere Weise behandelt haben.

 

 


Ansprechpartner(innen):
 

Für die Grimme-Akademie

Aycha Riffi | riffi@grimme-institut.de &
Stefan Schroer | akademie@grimme-institut.de
Website: www.grimme-akademie.de
 

Für #meinfernsehen2021

Katharina Schmitz | schmitz@grimme-institut.de
Website: meinfernsehen2021.de
 

Für Grimme Forschung

Monika Elias | elias@grimme-institut.de &
Dr. Harald Gapski | gapski@grimme-institut.de
Website: www.grimme-forschung.de
 

Für das Grimme Lab

Annette Schneider | schneider@grimme-institut.de
Julia Wilms | wilms@grimme-institut.de  
Website: www.grimme-lab.de
Facebook: www.facebook.com/grimmelab
 

Für Grimme trifft ...

Aycha Riffi | riffi@grimme-institut.de
Website: www.grimme-diskurs.de/grimme-trifft
 

Für „Vom Wert der Unterhaltung“

Katharina Schmitz | schmitz@grimme-institut.de
Seite des Projekts 
 

Für den Social Community Day / GOA talks

Annette Schneider | schneider@grimme-institut.de
Julia Wilms | wilms@grimme-institut.de    
Website: www.goa-talks.de 
 

Für die „Fragmentierte Öffentlichkeit“

Aycha Riffi | riffi@grimme-institut.de
Seite des Projekts
 

Für den Grimme Online Award

Vera Lisakowski | lisakowski@extern.grimme-institut.de
Lisa Wolf | wolf@grimme-institut.de  
Website: www.grimme-online-award.de
quergewebt-Blog: blog.grimme-online-award.de