Ausstellung im Kabarettarchiv Mainz eröffnet

Provozieren und wachrütteln: Ausgezeichnetes Kabarett beim Grimme-Preis

Foto: Marc Ciabattoni
 

Zur Eröffnung der Ausstellung „Ich glotz' TV! 60 Jahre Grimme-Preis – Kabarett und Satire im Fokus“ luden das Grimme-Institut und das Deutsche Kabarettarchiv am 15. September 2024 nach Mainz ein. Durch den Vormittag führte die Leiterin des Kabarettarchivs, Martina Keiffenheim, mit musikalischer Begleitung durch den Komponisten und Produzenten Helmut Zerlett, der auch die musikalische Gestaltung der Grimme-Preisverleihungen 2023 und 2024 übernahm.

In einem bis auf den letzten Platz besetzten Saal umriss Keiffenheim das Spektrum, in dem Satire sich bewege. Sie solle

„unterhalten, informieren und eine klare kritische Meinung zu aktuellen Ereignissen äußern. Sie darf provozieren, sie muss provozieren. Es liegt also im Kern der Sache, die Grenzen auszuloten und den guten Geschmack auch mal zu sprengen. Denn guter Geschmack ist immer der gesellschaftliche Status quo und gegen den wettert die Satire“.

 

Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
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Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni

 

In seinem Grußwort sprach Nino Haase, der Oberbürgermeister der Stadt Mainz, von der heilsamen Wirkung des Humors, der dabei helfe, „Vorurteile abzubauen und das Miteinander aufzubauen“. Umso mehr mache es ihn nachdenklich und bestürzt, dass in manchen Bundesländern Parteien ganz offen davon sprechen, ausschließlich die sogenannte deutsche Leitkultur fördern und die ‚Entsiffung‘ des Kulturbetriebes“ vorantreiben zu wollen. Denn wenn das um sich greifen sollte,

„dann ist die Kunstfreiheit massiv in Gefahr und wenn die Kunstfreiheit in Gefahr ist, dann ist auch die Pressefreiheit als nächstes in Gefahr und dass solche Protagonisten nichts von unabhängigem Journalismus und eben auch von Kabarett und Satire halten, das machen sie nur allzu deutlich, daraus wurde kein Hehl gemacht und dass wir heute so viele Leute sind, die diese 60 Jahre Demokratie und eben auch Satire hier mit feiern, das macht mich ganz besonders stolz und ist in diesen Zeiten ein ganz besonders wichtiges Zeichen.“

Martin Rabanus, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Volkshochschul-Verbandes, erinnerte an die Anfänge des Adolf-Grimme-Preises in der noch jungen Bundesrepublik und an eine deutsche Gesellschaft, die durch Satire immer wieder aus ihrer Müdigkeit und ihrem Schweigen gerissen wurde. Auch auf Seiten der Erwachsenenbildung setzte man frühzeitig auf den volksbildnerischen und aufklärerischen Charakter des frühen Fernsehens.

Der Deutsche Volkshochschul-Verband beschloss bereits 1961 auf Initiative von Bert Donnepp, dem Direktor des Bildungswerkes der Stadt Marl „die insel“, die Auslobung eines Fernsehpreises, der nach dem Tod des Bildungspolitikers Adolf Grimme 1964 seinen Namen trug. Die ersten Auszeichnungen wollten aufrütteln und provozieren. So wurde 1964 die Folge „Der SS-Staat“ der Sendereihe „Das Dritte Reich“ mit einem Adolf-Grimme-Preis mit Gold ausgezeichnet und ein Jahr später die Sendung „Zur Person: Hannah Arendt im Gespräch“ preisgekrönt, in der Hannah Arendt der deutschen Nachkriegsgesellschaft Unangenehmes mitzuteilen hatte und ihr den Spiegel vorhielt.

Die Kabarettisten Max Uthoff und Claus von Wagner („Die Anstalt“) berichteten über ihre Arbeit und ordneten ihre Fernsehsatire als basisdemokratisch organisierte Ensemblearbeit mit eigener Qualität ein, die längst nicht jeden Gag und jede Pointe auf die Bühne lasse. Trotz ihrer Lust an der Provokation machten sich die beiden Kabarettisten keine Illusionen über die Wirkung ihrer Satire in der breiten Öffentlichkeit.

Im Gespräch mit Martina Keiffenheim erläuterte Lucia Eskes, Leiterin des Grimme-Preises, die Modalitäten der Preisvergabe. Am 25.11. wird sie im Kabarettarchiv erneut zu Gast sein und in einem Vortrag Einblicke in die Geschichte des Preises und die Preisarbeit geben.

 

Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni
Foto: Marc Ciabattoni

 

Die Ausstellung führt chronologisch durch die Preisjahre und präsentiert ausgezeichnetes oder begleitendes Kabarett in Form von Videoinstallationen, interaktiven Stationen, Objekten, Fotos, Filmen und Hintergrundinformationen zu den wegweisenden Kabarettisten bzw. Kabarettproduktionen, die mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet wurden. Die Ausstellung kann bis zum 29. Juni 2025 in den Räumen des Kabarettarchivs besucht werden.

 

Ansprechpartnerin:

Lucia Eskes | eskes@grimme-institut.de
Website: www.grimme-preis.de