Konstruktiver Journalismus lohnt sich – für die Gesellschaft ebenso wie für die Medien. Er begegnet dem Trend der Nachrichtenverweigerung, indem er einen weniger starken Fokus auf negative Nachrichtenereignisse einnimmt und sich dem subjektiven Relevanzempfinden der Menschen annähert. Diese konsumieren konstruktive Beiträge vergleichsweise länger und kommentieren in Sozialen Medien weniger hasserfüllt. Ebenso sprechen immer mehr Anzeichen dafür, dass Konstruktiver Journalismus positiv auf die Monetarisierung von Medienangeboten wirkt. Diese Wirkung kann sowohl in überregionalen als auch in regionalen Medien erzielt werden, wie Beispiele belegen.
In der COVID-19-Pandemie haben Menschen besonders häufig auf konstruktive Informationsangebote zurückgegriffen. Das sollten Medien zum Anlass nehmen, kritisch zu hinterfragen, ob sie auf große gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. die kommende Klimakrise ausreichend vorbereitet sind. Nutzer:innen verlangen offenbar in herausfordernden Zeiten verstärkt nach faktenbasierten Informationen und nutzwertigem, lösungsorientiertem Journalismus, der sich deutlich an ihren Lebensrealitäten orientiert und Probleme genauso gründlich in den Blick nimmt wie mögliche Auswege und Lösungsansätze.
Angesichts dieses enormen Potentials ist der Forschungsbedarf hinsichtlich der Wirkung von Konstruktivem Journalismus in Deutschland groß. Es bedarf wissenschaftlich begleiteter empirischer redaktioneller Experimente, die auf den deutschen Medienmarkt und seine spezifischen Gegebenheiten Bezug nehmen und damit für hiesige Gegebenheiten Forschung ergänzen, die bislang im Wesentlichen in den Vereinigten Staaten sowie in Nordeuropa stattfindet.
Zu dieser Einschätzung kommt die Studie "Lösungen, Perspektiven, Dialog – Warum Konstruktiver Journalismus sich für Medien und Gesellschaft lohnt" von Ellen Heinrichs unter Mitarbeit von Alexandra Haderlein, die im Volltext (PDF) vorliegt.